Frau Thoben, bereits seit Beginn der Pandemie und dem abrupten Umbruch zum Homeoffice sind die Auswirkungen von Corona auf den Büromarkt ein großes Thema. Über zwei Jahre später zeichnet sich der Beginn der Rückkehr zur Normalität ab. Wie schätzen Sie heute den Büromarkt ein?
Der Büromarkt orientiert sich nicht an „vor Corona“ und „nach Corona“, sondern ist stetig im Wandel. Aber die Pandemie ist ein Treiber für bestimmte Entwicklungen, beispielsweise hat sich der Trend zu „New Work“-Konzepten stark beschleunigt. In der Bürovermietung haben wir die Folgen dessen natürlich gemerkt, allerdings gab es nie einen Zeitpunkt, zu dem der Bedarf für Büroflächen bei null war. Wir hatten eher die Themen, wie viel Fläche ein Unternehmen benötigt, wie viele Arbeitsplätze, in welcher Art von Gebäude und an welchem Standort. Diese Aspekte sind durch Corona verstärkt in den Fokus gerückt und das sind die Fragen, die wir uns heute als Projektentwickler stellen müssen.
Welche Anforderungen muss das Büro der Zukunft erfüllen, um den wachsenden Bedürfnissen der Mitarbeitenden gerecht zu werden?
Drei Schlagwörter: Zentralität, Service und Ausstattung.
Büros müssen mehr Zentralität bieten, einerseits, um von überall und mit allen Verkehrsmitteln gut erreichbar zu sein, vor allem aber – und damit komme ich zum zweiten Punkt – weil das Büro als reine Bürofläche nicht mehr ausreicht. Ich brauche verschiedene Möglichkeiten an Service- und Nutzungsangeboten in unmittelbarere Nähe, wie Restaurants, Cafés, Retailer oder Kinderbetreuung. Ein Ort, an dem Mitarbeitende einen Großteil ihrer Zeit verbringen, muss eine inspirierende Atmosphäre mit Wohlfühlfaktor schaffen. Auch in die Ausstattung der Büroflächen müssen Vermieter und Unternehmen aus diesem Grund deutlich mehr investieren als vorher. Moderne, kreative und flexible Flächen sind gefragter denn je, mit unterschiedlichen Angeboten wie Meeting Points, Think Tanks und Co-Working-Spaces.
Projekte wie FOUR, Gateway Gardens und kürzlich The SPIN konnten innerhalb der letzten zwei Jahre zahlreiche Vermietungen erreichen. Was ist das Erfolgsrezept der Bürokonzepte, die Groß & Partner realisiert?
Bei Groß & Partner verfolgen wir mit Bürogebäuden immer den Quartiersgedanken. Das heißt, das ist nicht nur ein Büro, dass ich von morgens bis abends besuche. Ich kann dort nicht nur arbeiten, sondern auch ins Café oder ins Restaurant gehen, Sport machen oder meine Kinder in der Kita betreuen lassen. Die Standorte sind attraktiv und es gibt vielfältige Serviceangebote im und am Gebäude. Groß & Partner denkt diese Aspekte von Anfang an mit und realisiert Büroprojekte nicht nur als Flächen zum Arbeiten, sondern auch zum Verweilen.
Gleichzeitig spielt die Bauqualität, insbesondere mit Fokus auf Nachhaltigkeit eine große Rolle. Wenn ich als Unternehmen die Entscheidung treffe, mich langfristig an einem neuen Ort anzusiedeln, dann schaue ich, wie der Projektentwickler baut und welche Erfahrungen er hat. Bei Groß & Partner sind wir schon immer Vorreiter für zertifizierte Projektentwicklungen. Am Beispiel von FOUR – dort wenden wir erstmalig die DGNB-Zertifizierung „Vertical Cities“ an. Zu den Kriterien gehören neben zahlreichen ökologischen Qualitäten zum Beispiel auch die soziale und funktionale Mischung, womit wir wieder auf den Quartiersgedanken zurückkommen. Das soziale Umfeld sowie ein vielseitiger Nutzungsmix spielen heutzutage mit die wichtigste Rolle, wenn es um attraktive Bürowelten geht.
Nicht zuletzt: Welche Bedeutung hat das Büro für Sie persönlich?
Für mich sind vor allem die Kolleginnen und Kollegen das Entscheidende. Die persönliche Kommunikation mit Ihnen und der Austausch vor Ort fehlen mir, wenn ich zuhause am Laptop sitze und nur virtuellen Kontakt habe. Ich bin sehr dankbar, dass ich so ein großartiges Umfeld habe, in dem ich mich wohlfühle und kreativ arbeiten kann. Dafür bin ich dann auch am liebsten im Büro.